Mit
diesen Sätzen
leitete ich vor
zwanzig Jahren das
vorliegende Buch
ein, das sich zu
einem Longseller und
Standardwerk
entwickelte
und das nun in einer
umfassenden
Neubearbeitung und
Erweiterung
erscheint,
zusätzlich ergänzt
durch Teile aus
meinem zweiten Kreativ-schreiben-Buch
über die Geheimnisse
des
Erfolgs.
Während
der vergangenen
Jahrzehnte haben wir
literarische Moden
kommen und gehen
gesehen und mit
ihnen
Überraschungserfolge
wie sang- und
klangloses
Verschwinden
zahlreicher Bücher.
Manche Autoren, die
damals noch in
aller Munde waren,
sind kaum noch
präsent, andere
vergessen. Zudem hat
sich das
kreative Schreiben
im deutschsprachigen
Raum enorm
ausgeweitet und ist
nun eine
etablierte Größe.
Daher
wurde es Zeit,
meinen Ratgeber zum
Handwerk des
Erzählens neu zu
gestalten und das
einzuarbeiten, was
in der letzten zwei
Jahrzehnten an
Erkenntnissen
hinzugekommen ist.
Natürlich wurden
auch einige
Beispiele
aktualisiert.
Außerdem ist nicht
mehr zu übersehen,
dass sich die
zunehmende
Bedeutung des
Internets sowie die
starke Entwicklung
von e-book
und self-publishing
auf den
literarischen Markt
auswirken. Wohin uns
dieser Trend führen
wird, ist
zurzeit noch gar
nicht abzusehen.
Gleichwohl
gilt: Die
grundlegenden
Prinzipien des
Kreativen
Schreibens haben
sich nicht
wesentlich geändert.
Dies zeigt sich
rasch beim
Studium der neueren
Literatur zum Thema.
Daher
gilt noch immer,
dass zum Schreiben
Talent im Umgang
mit der Sprache,
Beobachtungsgabe,
Phantasie und
Fabulierlust
gehören, dass aber
all diese
Fähigkeiten nicht
ausreichen, einen
guten und, wenn
möglich, auch
erfolgreichen Roman
zu verfassen. Eine
Menge handwerklichen
Könnens ist
Voraussetzung. Denn
Schreiben besteht,
wie Umberto Eco und
vor ihm schon viele
andere betont haben,
zu zehn Prozent aus
Inspiration und zu
neunzig Prozent aus
Transpiration. Aus
einem Teil Geheimnis
und neun Teilen
Handwerk.
Das
Handwerk, von dem
dieses Buch handelt,
zielt auf ein
Schreiben, das Leser
durch Eleganz,
Intensität,
Phantasie und
Emotion ansprechen
und verführen
möchte. Es meint
eine Literatur, die
uns von Menschen und
ihren
verschlungenen,
abenteuerlichen und
tragischen
Schicksalen erzählt,
die uns auf kluge
und
klare,
unterhaltsame,
berührende und
fesselnde Weise
neugierig und
nachdenklich
macht und unser
Wissen vom Menschen
erhöht. Bei ihr
sollten weder Spaß
noch
Spannung, weder
Erkenntnis noch
Faszination fehlen;
zugleich verzichtet
sie auf
triviale
Effekthascherei,
Stereotype und
Klischees.
Geleitet
von diesen
Prinzipien versuche
ich, Voraussetzungen
und grundlegende
Techniken eines
Erzählens zu
vermitteln, das sich
an
dramatischen
Geschichten
orientiert und in
der Lage ist, uns
erfolgreich und
innerlich beteiligt
in den fiktionalen
Traum
hineinzuziehen.
Ich
stütze mich in
erster Linie auf Autoren
des
amerikanischen creative
writing,
die, selbst
Schriftsteller, aus
ihrer Werkstatt
plaudern und die
Regeln
des Handwerks
weiterzugeben
versuchen. Darüber
hinaus sind
vielfältige
Äußerungen
europäischer Autoren
zu dem Wie, Warum
und Wozu ihres
Metiers in
meine Überlegungen
eingeflossen und
nicht zuletzt eigene
Erfahrungen. Seit
über
fünfzig Jahren
beschäftige ich mich
intensiv mit
Literatur,
schreibend,
forschend
und unterrichtend.
Neben meinen
wissenschaftlichen
Arbeiten und
Sachbüchern
habe ich bisher zehn
(meist historische)
Romane
veröffentlicht und
noch weitere
geschrieben. Unter
meinen historischen
Romanen erreichten
zwei
Bestseller-Rang.
Andere Romane, die
meist in der zweiten
Hälfte des letzten
Jahrhunderts
spielen, liegen noch
in der Schublade
bzw. auf der
Festplatte meines
Computers.
Von fast allen gibt
es mehrere
Fassungen. Einen
Roman immer wieder
zu
bearbeiten oder neu
zu schreiben, kann
zwar mühsam sein,
ist aber in aller
Regel lehrreich.
Über das Handwerk
des Erzählens, über
das Funktionieren
zahlreicher
Prinzipien des creative
writing lernte
ich mit jedem neuen
Roman oder jeder
Neubearbeitung eine
ganze Menge.
Selbstverständlich
bin ich mir bewusst,
dass alle Ratschläge
in diesem Buch nur
Vorschläge sein
können, Hinweise und
hilfreiche Tipps,
Wegweiser und
Ge(h)hilfen, keine
Bedienungsanleitungen
oder
Rezepte, die einen
Erfolg garantieren.
Erfolg bleibt immer
unwägbar, weil er
auch
von unbegriffenen
und zudem rasch
wechselnden Faktoren
des öffentlichen wie
individuellen
Geschmacks abhängt.
Jeder, der Bücher
schreibt, verlegt
oder
verkauft, weiß, wie
schwer vorherzusagen
Trends sind, wie
rasch der eine out
und der andere in
sein kann. Er weiß
ebenso, dass
gelegentlich ein
Aspekt des
Schreibens gegen die
erprobte Regel
funktioniert. Dabei
wird allerdings die
Regel nicht außer
Kraft gesetzt, eher
modifiziert.
Schreiben ist keine
mechanische
Anwendung von
Techniken,
sondern kreatives
Tun, das – wie alle
Kunst – auf
handwerklicher
Grundlage
beruht und sich dann
in einem
Spannungsverhältnis
von Konvention und
Abweichung
entfaltet, daraus
seinen Reiz, sein
Geheimnis und nicht
zuletzt seine
Überzeugungskraft
gewinnt.
Auf
jeden Fall gilt, was
bereits dem
scharfsinnigen und
unkonventionellen
Voltaire und Chr. M.
Wieland, dem großen
deutschen Romancier
des 18.
Jahrhunderts,
zugeschrieben wird
und was der kürzlich
verstorbene
Marcel Reich-Ranicki
nie zu verkünden
unterließ: »Jede Art
von Literatur ist
erlaubt, außer der
langweiligen.«
Mit
meinem Buch möchte
ich
diejenigen
ansprechen, die gern
schreiben wollen und
nicht recht wissen,
wie
sie es anstellen
sollen; außerdem
diejenigen, die zu
schreiben begonnen
haben
und handwerkliche
Hilfe benötigen.
Aber auch
selbstkritische
Profis, die ihre
Texte auf
Schwachpunkte und
Wirksamkeit
überprüfen, dürften
von dem Buch
profitieren. Nicht
zuletzt wende ich
mich an Lehrende und
Lernende in Schule,
Universität und
Erwachsenenbildung,
in Kursen und workshops,
kurzum, an alle, die
sich eine Übersicht
darüber
verschaffen wollen,
nach welchen Regeln,
nach welcher
›Poetik‹
anspruchsvoll-unterhaltsame
Literatur entsteht
und unter welchen
Bedingungen sie
funktioniert.